Traurig aber wahr: Frauen verdienen meist weniger als Männer – auch bei gleichen Qualifikationen und in der gleichen Position. Die Unterschiede sind massiv: Während ein Mann 1 Euro verdient, sind es bei einer Frau gerade mal 77 Cent.[1] Europaweit liegt Österreich beim Lohnunterschied sogar über dem EU Durchschnitt! Dennoch sind heute in Österreich so viele Frauen wie noch nie berufstätig. Auch bei den Bildungsabschlüssen haben die meisten von ihnen die Männer bereits überholt. Was sind dann die Gründe dafür, dass sie noch immer weniger verdienen?
Teilzeit
Über 40% der Frauen arbeiten in Teilzeit. Nach der Karenz suchen Frauen öfters Teilzeitjobs, damit sie sich besser um die Kinder kümmern können. Diese Rückkehr an den Arbeitsplatz geht oft mit einer Verschlechterung der Position einher, denn in vielen Fällen ist die Stelle, die man damals in Vollzeit ausgeübt hat, neu besetzt. Außerdem sind Führungspositionen in Teilzeit fast nicht möglich. Und: Teilzeitarbeit wirkt sich negativ auf die Pension aus.
Branche
Männer arbeiten oft in besser bezahlten Branchen. Frauen sind stärker im sozialen und Gesundheitsbereich, im Einzelhandel, Marketing, in der Werbebranche oder im administrativen Bereich vertreten, während sich Männer nach wie vor auf technische Branchen wie Produktion, Information und Kommunikation konzentrieren.
Gehaltsverhandlung
Frauen verkaufen sich oft unter ihrem Wert und sind bereit, finanzielle Abstriche zu machen. Viele Männer hingegen pokern hoch und trauen sich mehr zu – ganz nach dem Motto „Frechheit siegt“. Viele Frauen fragen nicht nach Gehaltserhöhungen, sondern warten bis der Vorgesetzte zu ihnen kommt – das kann dauern. Männer hingegen nutzen oft Anlässe wie höhere Positionen, größere Verantwortung und gelungene Projekte, um ein höheres Gehalt zu verlangen. In Summe sind Männer daher in den meisten Fällen die besseren Verhandler.
Selbstvertrauen
Frauen suchen tendenziell die Fehler bei sich und erzählen gern von den Dingen, die sie nicht können statt sich auf ihre Stärken zu konzentrieren. Ihre Bescheidenheit fällt ihnen hier auf den Kopf. Hingegen überschätzen Männer sich oft und suchen die Fehler bei den anderen. Deshalb verkaufen sie sich besser. Ich glaube, dass dies auch ein Grund ist, warum Frauen lieber angestellt als selbständig sind und dadurch auch auf die Chance eines höheren Einkommens verzichten.
Frauen machen mehr unbezahlte Arbeit
Hausarbeit, Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen sind undankbare Arbeiten, weil sie unbezahlt sind. Meistens werden Aufgaben wie diese von Frauen erledigt. Laut Statistik Austria leisten Frauen 20,3% eines Tages unentgeltlich, Männer nur 10%. Nicht zu vergessen sind auch ehrenamtliche Tätigkeiten. Frauen können tendenziell schwerer „Nein“ sagen und laufen daher auch Gefahr, ausgenützt zu werden.
Jobwechsel
Frauen wechseln den Job oft aufgrund eines schlechten Betriebsklimas oder fehlender Anerkennung. Stabile Jobs haben für viele von ihnen Vorrang. Hingegen nutzen Männer den Jobwechsel meistens gezielt, um höhere Gehälter zu bekommen.
Mein Fazit: Solange sich in unserer Kultur oder an unserem Rollenbild nichts ändert, wird die Lohnschere zwischen Mann und Frau nicht kleiner werden. In skandinavischen Ländern werden die Kinder um 17.00 Uhr abgeholt und wenn notwendig, wird dann noch von zu Hause aus gearbeitet. Anwesenheit ist zum Arbeiten nicht immer notwendig! Bis Unternehmen hierzulande umdenken und der Staat etwas ändert, wird es vermutlich noch lange dauern. Daher kann frau fürs erste an ihrem Selbstvertrauen und Auftreten bei Gehaltsverhandlungen arbeiten – Coachings können dabei helfen!
[1] Standard vom 08.03.2016